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[Anmeldung für den Fachtag "Sex, Gender and Radicalization"]
Warum die Frage nach Sexualität und Geschlechterrollen im Kontext von Radikalisierungsprozessen?
Extremistische Akteure greifen gezielt sexuelle Sehnsüchte und Frustrationen sowie Bedürfnisse nach kohärenten Geschlechtsidentitäten auf, um ihre Ideologien samt spezifischer Geschlechterarrangements zu propagieren, Anhänger zu rekrutieren und von ihnen kontrollierte Räume zu strukturieren und zu durchherrschen. Dies lässt sich phänomenübergreifend beobachten, sowohl bei rechtsextremen als auch extremistischen religiösen Akteuren. Gleichzeitig scheinen bestimmte Entwicklungen und Ausformungen von Sexualität und Geschlechteridentität selbst ideologische Formierungen zu begünstigen bzw. die Suche nach extremistischen Angeboten nahezulegen, die der individuellen Bedürfnisstruktur von Subjekten entsprechen.
In Theorie und Praxis der Radikalisierungsprävention und -intervention stieß man in den letzten Jahren regelmäßig auf diese Zusammenhänge zwischen Sexualität, Geschlecht und extremistischer Propaganda und Gewalt. Dabei wurde jedoch immer wieder festgestellt, dass diese bis dato randständig behandelt, nicht ausreichend systematisch untersucht und erst recht nicht konsequent auf einen erweiterten, praxisorientierten Radikalisierungsbegriff bezogen worden sind. Gerade Sexualität schien ein „blinder Fleck“ zu sein.
Der Fachtag soll nun diese „Lücken“ in den Blick nehmen und zudem die Möglichkeit bieten, bislang oft unverbunden verlaufende Diskussionen und Akteure erstmalig in den interdisziplinären Austausch zu bringen. Expert:innen aus verschiedenen Fachbereichen und Handlungsfeldern kommen in Halle zusammen, um in Vorträgen und Workshops die Rolle von Sexualität und Geschlecht in Radikalisierungsprozessen multiperspektivisch zu beleuchten. So soll sich den komplexen Wechselwirkungen zwischen Sexualität, Geschlecht und Radikalisierung genähert werden, um praxisnahe Ansätze für Prävention und Intervention zu erarbeiten.
Mit Dr. Christoph Bialluch (Charité), Thomas Karrasch (Diakonie), Dr. Katharina Leimbach (Uni Bielefeld), Figen Mehmedoğlu (Hallesche Jugendwerkstatt), Prof. Dr. Kurt Möller (Hochschule Esslingen), Bernd Priebe (Wendepunkt), Simone Rehm (LKA Bayern), Kerstin Sischka (Charité), Brigitte Temel (Institut für Konfliktforschung), Maria Urban (Hochschule Merseburg), Dr. Jan Wollmann (Hallesche Jugendwerkstatt), Dr. Laura Wolters (Hamburger Institut für Sozialforschung), Dr. Britt Ziolkowski (BfV)